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Das Herder-Kulturzentrum stellt sich vor:

Kunst und Selbstverwirklichung

 

Das Herder-Kulturzentrum für angewandte Kunst und Kreativität ist in seiner Konzeption der anthropologischen Ästhetik Johann Gottfried Herders verpflichtet. Die Kunst vermittelt demnach in wunderbarer Weise immer wieder zwischen den menschlichen Bedingtheiten und transzendentalen Entwürfen oder Ideen, in deren Mittelpunkt der Mensch selbst steht. Im kreativen Akt vergegenwärtigen wir uns unserer Person und erschaffen uns damit immer wieder aufs Neue. Selbstverwirklichung: das heißt die Entfaltung aller Potenziale und Ressourcen des Einzelnen. Die Selbstverwirklichung des Einzelnen sollte jedoch nicht den Blick darauf verstellen, dass der Einzelne immer auch die Gruppe braucht, um sich zu verwirklichen.

Gestalten als Prozess

 

Das Kulturzentrum stellt Lebensraum und Begegnungsstätte dar. Im Mittelpunkt der Arbeit und der Wahrnehmung steht dabei nicht das fertige Werk, sondern der Prozess des Gestaltens, der sich in einem Kontinuum vom Einfach-Elementaren bis zum Komplexen entfaltet. In einem besonderen Sinne begegnet hier Herders „Ästhetik von unten“, mit der sich der erste moderne Kunstphilosoph den ästhetischen Normen seiner Zeit widersetzt. Der Gestaltende –so könnte man in Anlehnung an Rankes Wort von der Geschichte sagen- ist ebenso unmittelbar wie die Wirkung des Gestaltens bzw. Gestalteten. Gestaltung tritt an die Stelle des normativen Kunstwerks, auch wenn sich die beiden Gegensätze nicht zwangsläufig aufheben.

Generative Spannung von Hoch- und Soziokultur

 

In den Prozess des Gestaltens kann demnach jeder eintreten, gleich an welcher Stelle er sich befindet. Die Aktivitäten des Kulturzentrums decken deshalb eine große Breite ab, sie öffnen sich der Soziokultur ebenso wie der Hochkultur, denn beide benötigen sich wechselseitig, soll die Hochkultur nicht zur Luftwurzel verkümmern bzw. die Soziokultur nicht im trivialen Mainstream verflachen. Selten war diese Gefahr so groß wie gegenwärtig im Zeitalter der elektronischen Reproduzierbarkeit und der elektronischen Kommunikation, in einer Gesellschaft, deren immaterielle Werte durch die Ökonomisierung aller Lebensbereiche von den Kräften des Marktes in Frage gestellt wird. Voraussetzung ist aber, dass wir aus der Lethargie des Konsumenten und dem groben Raster des Mainstreams herausfinden und zu aktiven Gestaltern unserer selbst und unserer Umwelt werden.

Hierzu wollen die Aktivitäten des Herder-Kulturzentrums für angewandte Kunst und Kreativität ihren Beitrag leisten.

                                                                                                                                                                                                      

Dr. R. Köhler
Leitung des Herder-Kulturzentrums
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